On Photography
(so far only in german)
Könnte ich malen, so hätte ich vielleicht nicht die Kamera gewählt, um mir ein Bild von der Welt zu machen, sie verstehen zu lernen, aber sie auch nach meinen Vorstellungen mitzubilden, Autorenschaft zu übernehmen. Dies beinhaltet für mich der Begriff Weltbildung, und Fotografie ist mein gewähltes Werkzeug.
Eine Fotografie ist ein Bild – ein Abbild. Sie ist in dem selben Maße Realität, wie die Malerei wirklich ist, nicht mehr und nicht weniger. Allein durch unsere technikgetränkte und allumfassend aufgeklärte Weltbildung scheint mehr Wirklichkeit dem Ergebnis des Apparates anzuhaften, als dem der Hand des Malers.
Meine Arbeiten teilen nicht die Realität mit, aus der sie vermeintlich entnommen sind. Sie beziehen ihre Geschichten unter anderem aus Bildern der Kunstgeschichte, als wollten sie auf die reale Szene hinter dem Mythos Bild verweisen. Viele der Arbeiten sind digital manipuliert, teilweise aus mehreren Einzelbildern zusammengesetzt, aber nie unplausibel.
Sie benutzen eine Fiktion – eine eigene Bildkonstruktion – um nach einer allgemein gültigen Emotion eines ganz bestimmten Momentes zu suchen. Eines Momentes, der zwar wie der goldene Augenblick zu wirken scheint, aber meistens en détail vorgeplant und künstlich hergestellt ist.
Hier setzt mein eigentliches Interesse am fotografischen Prozess ein: Durch das Barthes’sche Noema der Fotografie – das Es ist so gewesen – welches bis heute als Dogma nachwirkt, und den daraus resultierenden vermeintlichen Realitätsbezug machen sich meine Arbeiten unglaubhaft, ihnen will misstraut werden. Und der beginnende Zweifel ist der erste Schritt hin zur Öffnung für die emotionale Qualität der Inhalte hinter der formalen Gleichförmigkeit des Begriffes “Schwarzweiss-Fotografie”.
art prize of the city of Rostock 2009